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Kontrolle der Völker – Frühjahrsdurchsicht

Die Frühjahrsdurchsicht ist der erste große Eingriff in die Völker im neuen Jahr, mit der wir den Grundstein für starke Trachtvölker legen wollen. Schwache Völker werden unterstützt um sie nicht zu verlieren und im Spätsommer vielleicht doch noch Honig ernten zu können. Die Frühjahrsdurchsicht ist für die Imker auch eine Gelegenheit die Hygiene im Volk herzustellen und Seuchenprävention zu betreiben.

Kollabierte Völker

Manche Völker bedürfen keiner Durchsicht mehr. Der Zusammenbruch eines Volkes kann vielschichtige Ursachen haben, die genau analysiert werden sollten um die Ursachen dafür zukünftig vermeiden zu können. Dazu jedoch an anderer Stelle mehr. Wichtig ist, dass das Flugloch des kollabierten Volks sofort zu verschließen ist, um eine mögliche Verbreitung von Krankheiten durch Räuberei zu vermeiden.

Voraussetzungen für die Frühjahrsdurchsicht

Der März neigt sich dem Ende, die Temperaturen steigen und unsere Biene fliegen die Frühblüher an. Nach mehreren warmen Tagen hintereinander beginnt die Königin mit der Eiablage und leitet den Brutzyklus für den Generationenwechsel ein. Gleichzeitig schwärmen Bienen auf der Suche nach Pollen aus, um die Eiweißreserven für den ersten Brutzyklus zu füllen. In diesen ersten Wochen sollte man von der Durchsicht absehen, um die frische Brut keinem Risiko durch Unterkühlung auszusetzen. Außerdem besteht das Risiko, dass die Bienen ihre Reinigungsflüge noch nicht abgeschlossen haben und durch den Stress der Durchsicht auf die Waben koten.
Öffnest du das Volk dennoch und die Brut erleidet eine Unterkühlung, stehen die Chancen gut das gesamte Volk zu verlieren, weil den geschwächten Winterbienen die Kraft ausgeht um ein neues Brutnest zu versorgen. Wir warten also bis es mindestens 15°C besser aber 20°C warm ist, wir schon zwei bis drei Wochen Polleneintrag beobachten konnten und die Sonne lacht. Erst dann führen wir die Frühjahrsdurchsicht durch. In der Regel also Mitte / Ende März.

Vorbereitungen

Völker die auf zwei Zargen überwintert haben, sollten sich jetzt auf den Waben der oberen Zarge befinden, sodass die untere Zarge entfernt werden kann. Wer alleine arbeitet kann sich einen zusätzlichen Boden neben das jeweilige Volk stellen und diese Zarge einfach umsetzen. Bienen die sich noch in der unteren Zarge befinden werden einfach in Zarge auf dem neuen Boden gekehrt. Um die Risiko zu mindern Krankheiten von einem Volk ins andere zu tragen macht es auch Sinn den Meißel abzuflammen oder gründlich abzuwaschen. Also solltest du einen Eimer voll Wasser und bspw. eine Lötlampe griffbereit halten. Einen Wabenbock oder ähnliches am Platz zu haben macht auch Sinn um die Waben sauber abstellen zu können und Bodenkontakt zu vermeiden.

Was gilt es zu kontrollieren?

Ziel der Frühjahrsdurchsicht ist es unterschiedliche Punkte zu untersuchen und Anhand der Untersuchungsergebnisse verschiedene Maßnahmen einzuleiten. Bei der Untersuchung gilt es jede Wabe mit Sorgfalt zu ziehen und zu beurteilen. Bevor du die Beute öffnest kannst du erst einmal den äußeren Zustand der Beute kontrollieren. Dabei achte ich auf:

  • Zustand des Holzen
  • Allgemeiner Gammel – Schimmel?
  • Mäusekot auf dem Boden
  • Steht die Zarge noch in Waage

Solltest du es für notwendig erachten die Waben in eine neue Zarge umzusetzen ist die Frühjahrsdurchsicht eine gute Gelegenheit dafür. Du ziehst ja so oder so jede einzelne Wabe zur Kontrolle. Bei der Kontrolle der einzelnen Waben achte ich auf folgende Punkte.

  • Futter- oder Brutwaben:
    • Schimmel, Wachsmottengespinste – egal ob die Wabe voll oder leer ist. Die Wabe wird aussortiert, separat eingeschmolzen und nur noch für Kerzen benutzt
  • Futterwaben
    • leer – Wabe kann entfernt oder mit einer älteren Brutwabe auf der sich noch keine Brut befindet getauscht werden
    • gut gefüllt – Wabe verbleibt im Volk um Nahrungsnot während des Brutzykluses zu vermeiden
  • Brutwaben
    • Allgemeiner Gesundheitszustand der Wabe (Faulbrut, Kalkbrut, Tote Brut in den Waben – entsprechend der Behandlungsvorgaben weiter verfahren )
    • frische Brut und weiterer Brutstadien vorhanden – Gutes Zeichen aber wie sieht es im Vergleich zu anderen Völkern aus? Ist absehbar, dass dieses Volk ein Schwächling ist?
    • Futterreserven auf den Brutwaben vorhanden, auch Pollen?
    • Drohnenbrütig – erkennbar an einer ‘‘buckligen‘‘ Oberflächenstruktur
    • Bienenmasse – wie viele Bienen sitzen auf den Waben, wie groß ist das Volk im Vergleich zu anderen Völker, benötigt das Volk Hilfe Volk Hilfe

Konntest du ein paar Waben entnehmen würde ich dazu raten den Brutraum zu verengen. Durch diese Maßnahmen müssen die Bienen weniger Volumen heizen und können mehr Energie für die Aufzucht der Brut aufwenden.
Solltest du weder Zargen noch Boden gewechselt haben kannst du deinen Bienen helfen, indem du die toten Bienen vom Beutenboden holst. Auch durch diese Maßnahme ersparst du den verbliebenen Bienen im Volk, Energie für diese Tätigkeit aufbringen zu müssen.

Tätigkeiten abgeleitet von den Kontrollergebnissen?

Drohnenbrütigkeit

Ein Volk kann in die Drohnenbrütigkeit verfallen, wenn der alten Königin die Spermien ausgehen oder die Königin gestorben ist und es dem Volk nicht möglich war eine neue Königin aufzuziehen und begatten zu lassen. Ob das Volk in diesen Zustand verfallen ist oder nicht erkennt man gut an der buckeligen Oberflächenstruktur des Brutnestes. Solche Völker können nicht gerettet werden und sollten mit anderen Völkern vereinigt werden. Dafür macht es Sinn zu unterscheiden, ob sich eine alte bzw. unbefruchtete Königin oder eine Afterweisel (Arbeiterin mit ausgeprägten Geschlechtsteilen) im Volk befindet. Ob eine Königin oder eine Afterweisel im Volk ist, lässt sich gut an der Position der frischen Eier in den Waben beurteilen. Kleben die Eier an den Wänden der Waben und nicht wie gewöhnlich am Boden ist es wahrscheinlich, dass eine oder mehrere Afterweisel Eier legen. Ist eine Königin im Volk muss diese entfernt werden, um mögliche Kämpfe bei der Vereinigung zu verhindern.

Das Auflösen solcher Völker sollte nicht zu lange hinausgezögert werden, weil sich Varromilben in der Drohnenbrut besonders gut vermehren und die Drohnen sich vor dem Kollaps des Volkes in andere Völker einbetteln und so deren Varrobelastung erhöhen.

Schwache Völker

Ist ein Volk besonders schwach, kann es über einem Absperrgitter auf ein starkes Volk gesetzt werden. Die Arbeiterinnen des unteren Volkes versorgen dann die Brut des oberen Volkes mit. Dadurch kann ein größeres Brutnest entstehen und das Volk entwickelt sich besser. Vier Wochen nach dieser Aktion können die Völker wieder getrennt werden. Dabei muss entschieden werden wie gut die Maßnahme dem Schwächling geholfen hat. Wenn das Volk noch etwas mehr Hilfe vertragen kann, sollte das untere starke Volk an einen anderen Ort gestellt werden, damit das schwächere Volk die Flugbienen behält. Hat die Maßnahme gut geholfen kann das vormalig schwache Volk umgesetzt werden. In beiden Fällen hat das Volk das am Standort verbleibt einen Überschuss an Flugbienen. Bei diesem Volk muss verstärkt auf die Schwarmstimmung geachtet werden. Wird das Starke Volk umgestellt, wird es erst im Spätsommer wieder volle stärke erreichen (Ertragsausfall). Das schwache Volk hingegen wird im Sommer höchstwahrscheinlich in Schwarmstimmung verfallen.

Keine Brut im Volk

Fehlt die Brut im Nest muss gehandelt werden. Ob eine Königin im Volk ist oder nicht lässt sich recht einfach durch suchen herausfinden. Ist man sich nicht zu 100% sicher, kann auch ein Brutrahmen aus einem anderen Volk mit frischer Brut eingehangen werden. Finden sich 10 Tage später Nachschaffungszellen am Rahmen hat man Sicherheit. Im Frühling Drohnenbrut in den Völkern zu finden ist eher selten. Findet man dennoch Drohnenbrut kann es Sinn machen die Königin schlüpfen zu lassen und das Volk zu erhalten, anderenfalls würde ich das Volk mit einem anderen vereinigen.

Weitere Arbeiten

Wie bereits angesprochen kann das Brutnest des Volks, im Rahmen des Möglichen eingeengt werden um die Entwicklung dessen zu fördern.

Teil der Seuchenprävention ist es seine Völker mit Hilfe von Futterkranzproben untersuchen zu lassen und sich ein Gesundheitszeugnis ausstellen zu lassen. Die Frühjahrdurchsicht ist die erste gute Gelegenheit Futterkranzproben zu nehmen und sie anschließend einzuschicken.

Zur Frühjahrsdurchsicht sind die Völker zweifelsfrei am leichtesten. Das Anheben des Volks und der Tausch des Bodens ist demnach zur Frühjahrsdurchsicht am leichtesten einfachsten.

Quellen

  • https://de.wikibooks.org/wiki/Einf%C3%BChrung_in_die_Imkerei/_Fr%C3%BChjahrsarbeiten
  • https://www.die-honigmacher.de/kurs5/seite_42100.html
  • https://www.die-honigmacher.de/kurs5/seite_35502.html
  • https://www.die-honigmacher.de/kurs5/seite_52200.html
  • https://www.youtube.com/watch?v=KUELtRuY800
  • http://www.imkerpate.de/drohnenbruetig/
  • https://www.landlive.de/boards/thread/33398/page/1/